Bushido lässt mich hängen
06/07/17 00:25
Ich bin diese Woche von Montag bis Mittwoch in Berlin an einer Konferenz überI nformationssicherheit. Vermutlich können sich die wenigsten etwas darunter vorstellen was denn das ist. Vereinfacht gesagt, kann man sagen, dass es bei Informationssicherheit darum geht, die Verfügbarkeit, die Vertraulichkeit und die Integrität von Informationen in einer Organisation sicherzustellen. Da die meiste Information in Unternehmen heute auf Computern gespeichert und verarbeitet werden, geht es natürlich meistens um die Sicherheit von IT Systemen aber das Thema ist breiter und umfasst zum Beispiel auch die Überprüfung von Referenzen von Bewerbern im Einstellungsprozess oder das Management von Subunternehmern.
Die Konferenz bietet spannende Vorträge und interessante Gespräche mit Verantwortlichen von Informationssicherheit in anderen Betrieben und Lösungsanbietern. Die Veranstaltung endet heute kurz nach 16 Uhr und da mein Rückflug erst um 21:25 ist, bleibt mir dazwischen ausreichend Zeit für Aktivitäten. Die üblichen Sehenswürdigkeiten habe ich bereits am Montag nach der Anreise abgeklappert einschliesslich des Sealife mit der Fahrt im Fahrstuhl durch das 1 Million Liter Meerwasser fassende Aquarium im Atrium des angrenzenden Hotels. Mir verbleiben zwei Optionen: Ich könnte an der Rezeption fragen, ob ich, trotz dass ich schon am Morgen ausgecheckt habe, das hoteleigene Spa benutzen könnte um meine Apnoefertigkeiten zu trainieren oder aber ich nehme mir ein Taxi und lasse mich 40 Minuten in die vom Flughafen abgewandte Seite der Stadt fahren um dem vor nicht allzu langer Zeit eröffneten Meerwassergeschäft des Rappers Bushido einen Besuch abzustatten. Da ich Hip Hop zugeneigt bin (wenn auch nicht der Musik von Bushido) und ich meinen Lesern wieder einmal einen ordentlichen Blog-Eintrag schulde, verzichte ich zugunsten von Bushido aufs Luftanhalten und setze mich ins nächste Taxi.
Ich unterhalte mich mit dem Taxifahrer, einem in Deutschland geborenen türkischstämmigen 36-Jährigem und glühendem Anhänger von Präsident Erdogan. Da ich gerne die Informationsblase zuweilen verlasse, höre ich aufmerksam seinen Argumenten zu. Dass Erdogan in seinem Land eine Krankenversicherung für alle eingeführt hat, wusste ich nicht, das wäre also eine Art "Erdogancare". Der Konflikt mit den Kurden sei befriedet und die PKK eine mit aller Schärfe zu verfolgende Terrororganisation, werde ich von meinem Fahrer aufgeklärt. Da ich zwei wichtige Grundsätze beherzige, die da sind 1) Jeder darf seine eigene Meinung haben und 2) Fange mit deinem Taxifahren keinen Streit an, verläuft die Fahrt zu Bushido friedlich und harmonisch. Ich vereinbare mit dem Fahrer, dass er auf mich wartet und ich maximal eine halbe Stunde im Geschäft verbringen werde, während er sein verspätetes Mittagessen oder vorgezogenes Abendbrot isst.
Endlich am Hindenburgdamm 56 angekommen, bin ich ob der diskreten äusseren Erscheinung des Ladens etwas irritiert. Meine Erwartung war die eines Aquarienpalasts mit Glamour, Protz, Musik, Scheinwerferlicht und einem fetten Rausschmeisser mit Goldkette vor der Türe. Na gut, man soll ein Geschäft nicht nach seiner äusseren Erscheinung beurteilen, wie auch nicht einen Präsidenten nach seinem Umgang mit Presse und Meinungsfreiheit! Ich schreite beherzt ins Innere des Ladens und sehe da zwei Mini-Bushidos am Tisch sitzen und gelangweilt reden. Im Geschäft stehen zwei gegen 5 Meter lange Acrylbecken am Boden und dann noch weitere Becken an den Wänden. Die Becken sind bis auf wenige Muscheln leergeräumt, dreckig, aussen voller Salzränder und der ganze Laden sieht aus wie kurz nach dem Schlussverkauf. Nachdem ich sehr irritiert die Becken abgelaufen bin und um die Ecke in den Nebenraum linse ob da noch weitere Becken stehen, werde ich vom bärtigen Bushido-Verschnitt angesprochen, ob er mir helfen könne. Ich verneine und meine, dass ich mich nur mal umschauen würde um dann aber wenig später anzufügen: "Bauen Sie grad um?" Daraufhin meint der bärtige Rapper: "Nö, wir hören auf!". Ich, etwas verdutzt: "Ach, ist der Laden nicht gut gelaufen?", woraufhin der tappende Ladenhüter entgegnet: "Doch, aber keine Lust mehr". Na gut, denke ich, da kann man nix machen, verabschiede mich und stehe, sehr zur Verwunderung des glühenden Erdoganverehrers, zwei Minuten später wieder auf der Strasse.
Mein Fahrer meint, dass er gut mit seiner Vesper warten könne und er dieses auch am Flughafen, nachdem er mich abgesetzt habe, verzehren könne.
Falls also meine Leser nächstens in der Hauptstadt des grössten Kantons der Schweiz weilen möchten, meine Lonely Planet Tipps:
- das Sealife ist einen Besuch wert nur schon wegen der Fahrt durch das Hotelbecken per Fahrstuhl
- "Into the Blue" hat keine Lust mehr und Bushido ist im Laden auch nicht anzutreffen sondern nur zwei seiner bärtigen Rowdies
- nie mit Taxifahrern streiten, die sitzen am längeren Hebel (sprich Steuerrad)
Die Konferenz bietet spannende Vorträge und interessante Gespräche mit Verantwortlichen von Informationssicherheit in anderen Betrieben und Lösungsanbietern. Die Veranstaltung endet heute kurz nach 16 Uhr und da mein Rückflug erst um 21:25 ist, bleibt mir dazwischen ausreichend Zeit für Aktivitäten. Die üblichen Sehenswürdigkeiten habe ich bereits am Montag nach der Anreise abgeklappert einschliesslich des Sealife mit der Fahrt im Fahrstuhl durch das 1 Million Liter Meerwasser fassende Aquarium im Atrium des angrenzenden Hotels. Mir verbleiben zwei Optionen: Ich könnte an der Rezeption fragen, ob ich, trotz dass ich schon am Morgen ausgecheckt habe, das hoteleigene Spa benutzen könnte um meine Apnoefertigkeiten zu trainieren oder aber ich nehme mir ein Taxi und lasse mich 40 Minuten in die vom Flughafen abgewandte Seite der Stadt fahren um dem vor nicht allzu langer Zeit eröffneten Meerwassergeschäft des Rappers Bushido einen Besuch abzustatten. Da ich Hip Hop zugeneigt bin (wenn auch nicht der Musik von Bushido) und ich meinen Lesern wieder einmal einen ordentlichen Blog-Eintrag schulde, verzichte ich zugunsten von Bushido aufs Luftanhalten und setze mich ins nächste Taxi.
Ich unterhalte mich mit dem Taxifahrer, einem in Deutschland geborenen türkischstämmigen 36-Jährigem und glühendem Anhänger von Präsident Erdogan. Da ich gerne die Informationsblase zuweilen verlasse, höre ich aufmerksam seinen Argumenten zu. Dass Erdogan in seinem Land eine Krankenversicherung für alle eingeführt hat, wusste ich nicht, das wäre also eine Art "Erdogancare". Der Konflikt mit den Kurden sei befriedet und die PKK eine mit aller Schärfe zu verfolgende Terrororganisation, werde ich von meinem Fahrer aufgeklärt. Da ich zwei wichtige Grundsätze beherzige, die da sind 1) Jeder darf seine eigene Meinung haben und 2) Fange mit deinem Taxifahren keinen Streit an, verläuft die Fahrt zu Bushido friedlich und harmonisch. Ich vereinbare mit dem Fahrer, dass er auf mich wartet und ich maximal eine halbe Stunde im Geschäft verbringen werde, während er sein verspätetes Mittagessen oder vorgezogenes Abendbrot isst.
Endlich am Hindenburgdamm 56 angekommen, bin ich ob der diskreten äusseren Erscheinung des Ladens etwas irritiert. Meine Erwartung war die eines Aquarienpalasts mit Glamour, Protz, Musik, Scheinwerferlicht und einem fetten Rausschmeisser mit Goldkette vor der Türe. Na gut, man soll ein Geschäft nicht nach seiner äusseren Erscheinung beurteilen, wie auch nicht einen Präsidenten nach seinem Umgang mit Presse und Meinungsfreiheit! Ich schreite beherzt ins Innere des Ladens und sehe da zwei Mini-Bushidos am Tisch sitzen und gelangweilt reden. Im Geschäft stehen zwei gegen 5 Meter lange Acrylbecken am Boden und dann noch weitere Becken an den Wänden. Die Becken sind bis auf wenige Muscheln leergeräumt, dreckig, aussen voller Salzränder und der ganze Laden sieht aus wie kurz nach dem Schlussverkauf. Nachdem ich sehr irritiert die Becken abgelaufen bin und um die Ecke in den Nebenraum linse ob da noch weitere Becken stehen, werde ich vom bärtigen Bushido-Verschnitt angesprochen, ob er mir helfen könne. Ich verneine und meine, dass ich mich nur mal umschauen würde um dann aber wenig später anzufügen: "Bauen Sie grad um?" Daraufhin meint der bärtige Rapper: "Nö, wir hören auf!". Ich, etwas verdutzt: "Ach, ist der Laden nicht gut gelaufen?", woraufhin der tappende Ladenhüter entgegnet: "Doch, aber keine Lust mehr". Na gut, denke ich, da kann man nix machen, verabschiede mich und stehe, sehr zur Verwunderung des glühenden Erdoganverehrers, zwei Minuten später wieder auf der Strasse.
Mein Fahrer meint, dass er gut mit seiner Vesper warten könne und er dieses auch am Flughafen, nachdem er mich abgesetzt habe, verzehren könne.
Falls also meine Leser nächstens in der Hauptstadt des grössten Kantons der Schweiz weilen möchten, meine Lonely Planet Tipps:
- das Sealife ist einen Besuch wert nur schon wegen der Fahrt durch das Hotelbecken per Fahrstuhl
- "Into the Blue" hat keine Lust mehr und Bushido ist im Laden auch nicht anzutreffen sondern nur zwei seiner bärtigen Rowdies
- nie mit Taxifahrern streiten, die sitzen am längeren Hebel (sprich Steuerrad)