Neue Fische und emotionale Bindung

Seit einiger Zeit stellt Esther Fragen, welche darauf schliessen lassen, dass sie bei einem Fischkauf dabei sein möchte. Irgendwann ergründe ich dann ihre Motivation: Sie möchte von Anfang an erleben, wie der Fisch in mein Aquarium eingesetzt wird und zu diesem dann eine besondere emotionale Bindung aufbauen, da sie ja gleichsam bei seiner "Geburt", zumindest seiner aquaristischen Geburt in meinem Becken, dabei war. Heute Nachmittag fahren wir nach Konstanz, in die Hauptstadt des Kantons Thurgau, zum Einkaufen. Im Parkhaus des Edeka stehen Autos aus Zürich, Schwyz, Zug und Luzern. "Aber Hallo", wieso fällt ihr Innerschweizer immer in unserem Kantonshauptort ein? Konstanz gehört den Thurgauern, wo kämen wir denn da hin?
Nach dem wir uns mit Mehl, Marillenknödeln, Schweizer Raclettekäse, in Honigessig eingelegten Maiskölbchen und sonstigen Leckereien eingedeckt haben, fahren wir zu Aquaristik Pascal. Esther schaut sich jeden einzelnen Fisch genauestens an, bei den meisten winke ich ab, weil zu aggressiv, zu gross, weil sie an Korallen gehen oder aus dem Becken springen. Nach entsprechender Recherche einigen wir uns auf einen neocirrhites armatus Feuer-Korallenwächter, zwei halichoeres leucoxanthus Indischer Kanarien Lippfisch und eine Grundel (vermutlich valenciennea-Art). Wir lassen uns die Fische einpacken und trinken noch einen Kaffee an der Theke. Wie dann Esther gleich anfängt sich Namen für die Fisch auszudenken, weise ich sie darauf hin, dass die Fische sich bei mir erst eingewöhnen müssen und es keineswegs gesagt ist, dass diese von den bestehenden Bewohnern akzeptiert werden. Es ist besser, wenn sie erst mal noch keine so starke emotionale Bindung zu den Fischen aufbaut, sonst bietet sie dann noch einen Pfarrer, Iman und Rabbiner auf für deren Beerdigung um eine interkonfessionelle Grabrede zu halten.

Zu Hause angekommen passen wir die Fische an mein Wasser an. In der Zwischenzeit gestalte ich die Innendekoration in meinem Becken um, um Reviergrenzen zu verwischen. Bewusst habe ich Fische gewählt, welche sich am Boden oder in Bodennähe aufhalten, da ich hoffe, diese Reviere seien noch nicht besetzt. Allerdings habe ich das Aggressionspotential meines gelb/violetten Lippfisches unterschätzt: Dieser findet es überhaupt nicht cool, dass der Korallenwächter sich in seinem Revier breitmacht und beginnt ihn zu attackieren. Ich kann ihn zum Glück einfach wieder rausfangen und setze ihn erst in eines der Aufzuchtbecken im Keller. Wenn er dann Stallgeruch angenommen hat, klappt es vielleicht.

Die beiden Lippfische und die Grundel haben sich gleich nach dem Einsetzen unter die Riffkeramik verdrückt und wir haben sie seither noch nicht wieder zu Gesicht bekommen.

Auspacken der Fische




Ich schneide die Tüten jeweils mit einem Teppichmesser auf




neocirrhites armatus Feuer-Korallenwächter




halichoeres leucoxanthus Indischer Kanarien Lippfisch




Mit zwei vorbereiteten Luftschläuchen lasse ich Wasser vom TB in die Salzkübel laufen




Diese Luftschläuche als Dripping-Vorrichtung haben sich bewährt




Ansaugen und das Tröpfeln kann beginnen




Jetzt 30-60 Minuten warten und die Fische beobachten




Mit der Umdekoration schaffe ich neue Reviergrenzen




Sandsturm im Aquarium