Brummifahrer Andi

Nach einer viel zu kurzen Nacht, die Aufregung vor der Bescherung lässt mich nicht schlafen, fahre ich heute früh zur Autovermietung im Dorf und hole den reservierten Sattelschlepper ab. Nachdem ich mich mit den Hebeln und Schaltern des Vehikels vertraut gemacht habe, fahre ich los nach Winterthur um Philipp abzuholen. Die Aussenspiegel machen das Fahrzeug sehr breit und Kurvenschneiden wird mit Bordsteinkanten küssendem Hinterrad quittiert. Philipp kommt, kaum habe ich mein Gefährt vor sein Haus gestellt, aus der Türe gelaufen und steigt auf den Beifahrersitz. Los geht unsere Fahrt nach Uettligen bei Bern. Wir kommen gut durch den Vormittagsverkehr und reihen uns (meist) brav auf der rechten Fahrspur der Autobahn hinter meinen Trucker-Kollegen ein. Hätte ich etwas mehr Vorlaufzeit gehabt, hätte ich mir ein Schild "Ändu" prägen lassen um dieses hinter die Frontscheibe zu legen und hätte mir ein paar Country-Songs auf das iPhone geladen: "Ruf Teddybär Eins-Vier" und so Sachen. Leider finde ich nirgends das Seil um meine Fernfahrer-Kollegen mit einem lauten "Tuuuuuuuuut" zu begrüssen…

Bei Andreas angekommen, muss ich mein ganzes fahrerisches Geschick aufwenden um den Wagen rückwärts durch die Toreinfahrt zu manövrieren ohne die Rückspiegel abzurasieren und den Verkehr auf der Hauptstrasse allzu lange zu blockieren (zum Glück sind die Berner Autofahrer gegenüber Brummis mit TG-Schild und "miete mich…" Aufschrift tolerant und warteten geduldig. Erst mal werden wir von Andreas mit Gipfeli und Espresso begrüsst und schauen uns ausführlich seine Aquarienanlage an. Sind 3 Meerwasseraquarianer am fachsimpeln, vergeht die Zeit wie im Fluge und so muss ich dann meine beiden Möbelpacker zur Pflicht rufen, schliesslich haben wir heute noch einiges vor. Andreas und Philipp spucken in die Hände und beginnen stückweise die Zuchtanlage in den Transporter zu tragen. Ich habe mir schon im Voraus Gedanken gemacht, wie ich die Sachen am besten platziere und festzurre und so haben wir unser Bündel dann auch bald gepackt und können wieder heimwärts losfahren.

Wieder auf der Autobahn, gehen wir erst mal an der Raststätte Mittag essen und verlangen natürlich kräftige Fernfahrerportionen. Die Rückfahrt zieht sich dann doch ziemlich in die Länge und es ist schon gegen 15 Uhr bis wir in Winterthur eintreffen. Philipp steigt auf seinen PW um und ich fahre nach Frauenfeld um den Wagen vollzutanken. Die Coop Tankstelle scheint geeignet, da deren Dach hoch genug scheint um nicht mit meinen 3 Meter 10 zu kollidieren. Instinktiv weiss ich, dass sich bei Brummis der Tankstutzen rechts vorne befindet und so mache ich einen grossen Bogen um mein Gefährt einigermassen elegant links der LKW Diesel Zapfsäule hinzustellen. Lässig schwinge ich mich von meinem hohen Sitz, laufe um den Wagen und suche den Tankstutzen… Ich schaue oben, ich schaue unten, ich schaue vorne und ich schaue hinten. Ich wiederhole die Prozedur aber da es ist auch nichts zu finden als ich schon halb unter den Wagen krieche. Im vorderen Bereich ist unten ein schwarzer Plastikkasten zu entdecken, der irgendwie nach Tank aussieht, aber da ist kein Stutzen dran. Also laufe ich um den Wagen und schaue wieder oben, unten, hinten und vorne. "Sapperlott, wo ist denn dieser doofe Tankstutzen?", flüstere ich vor mich hin während ich schon die Blicke der umliegenden Autofahrer im Nacken spüre. Täuscht es mich, oder drücken sich die Kassiererinnen jetzt gerade ihre Nasen an der Scheibe platt und tuscheln? Vorbei ist es mit meinem lässigen Brummigehabe und ich greife kleinlaut zum Handy und rufe die Fahrzeugvermietung an - Peinlich! Peinlich! Der Tankstutzen befinde sich auf der linken Seite, verdeckt durch die Fahrertüre hinter einem Deckel. Der Schlauch ist natürlich viel zu kurz und passt weder vornerum noch hintenrum um das grosse Monster. Also muss ich mit dem Wagen wieder rumkurven an die andere Seite fahren und weil ich die Ecke schneide kann ich den Zapfhahn kaum aus dem Halter nehmen, so nahe stehe ich an dem Ding dran. Na gut, werde ich mir für die nächsten Monate eine andere Tanke suchen müssen, bis die Kassiererinnen sich nicht mehr an die Lachnummer mit dem Freizeit-LKW-Fahrer erinnern.

Zu Hause angekommen, wecke ich beim Bergauf-Rückwärtsfahren mit lautem Motorengeräusch die halbe Nachbarschaft, aber dass ich kein Fernfahrer sondern ein Computerheini bin, wissen die ja sowieso schon. Philipp und ich laden aus, stellen die Gestelle und das Technikbecken auf, rollen die Span-Sets auf und legen die Decken zusammen. Philipp zieht von dannen und ich fahre wieder ins Dorf runter um den Wagen zurückzugeben. Kleinlaut gestehe ich dem Vermieter, dass ich das Blinkerglas am rechten Aussenspiegel kaputtgemacht habe - das Malheur muss irgendwo im Wohnquartier in Winterthur passiert sein. Ich bin natürlich erleichtert, als der Vermieter sagt, dass nicht ich den Blinker zerdeppert habe, sondern dieser schon seit langem kaputt sei. Also habe ich mich doch nicht ganz so schlecht gemacht als Freizeit-Truckerkapitän!

Gerne wechsle ich aber wieder in meinen lieben, kleinen Q3 (auch genannt, "das Kälbchen") der mich beim Rückwärtsfahren laut piepend vor Hindernissen warnt, keine toten Winkel hat und bequem in fast jede Parklücke passt!

"Brrrrrrrrrr - hier kommt Brummifahrer Andi!"


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Andreas und Philipp tragen die Becken und Gestelle in den Transporter, ich trage schwer die Verantwortung


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Das Verladen läuft gut: Es geht nichts über zwei muskelbepackte Helfer!


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"Guuuut, ihr könnt das Gestell bringen - während ich euch motiviere und Fotos für mein Blog mache…"


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Das Verzurren der Ladung obliegt natürlich dem Kapitän


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während wir in der Raststätte Grauholz Mittag essen, hat jemand die Parkfeldbegrenzungen ausradiert und neue, ganz schräg zu meinem perfekt parkierten Truck, hingemalt


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Genau in dem Moment, wo ich rückwärts den Berg hochfahre, beginnt es im Quartier nach glühenden Kupplungsscheiben zu riechen - also Zufälle gibt es!


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Die kleinen Sachen parken wir erst mal in die Garage


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in der Zwischenzeit stellen wir die Gestelle an den vorgesehen Platz


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Nach dem ich den Wagen zurückgebracht habe, stelle ich in Ruhe die Becken auf: Die Zuchtanlage passt perfekt an den für sie vorgesehenen Platz

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