Babyalarm im Cumulus Zentralrechner und Besuch bei Thomas

Ich pflege meine Einkäufe im Migros mit dem Self-Scanning-System abzuwickeln. Der Cumulus-Rechner weiss also nicht nur, was ich alles so an Nahrung oben in meinen Rachen hineinstopfe, sondern ist auch genauestens darüber im Bilde mit welchem Toilettenpapier ich mir anschliessend das Ende meines Verdauungstraktes abwische. So weit so gut, bin ich halt ein gläserner Kunde! Natürlich hat der Migros-Zentralrechner längstens geschnallt, dass ich mir gestern den Bart abrasiert habe (ich habe heute seit Monaten wieder einmal Einmalrasierer gekauft) und dass ich jeweils am Wochenende Thai-Curry zubereite, lässt sich aus meinen allsamstäglichen Einkäufen von asiatischem Gemüse, Tofu, Zitronengras und Kokosmilch ebenfalls ableiten. Heute allerdings verblüffe ich das Big Data Programm des orangen M's und in der Cumulus-Zentrale schrillen die Alarmglocken: Die Limmatdruck-Druckmaschinen machen Sonderschichten um all die Werbeprospekte von Babyartikel zu drucken, mit welchen Migros in den nächsten Wochen und Monaten meinen Briefkasten zumüllen wird: Cumulus-Kunde 2 099350660468 Horvath Andreas Felben-Wellhausen 19650819 hat ein Baby bekommen! Das Baby ist kurz vor Weihnachten 2015 auf die Welt gekommen, denn nun sind 6 Monate Stillzeit um und der stolze Papa kauft zum ersten Mal Babynahrung! Windeln kauft er offenbar noch im Denner, Aldi, Lidl oder Coop, denn entsprechende Einkäufe wurden bei Migros noch nicht verzeichnet. Da ist doch reichlich Cross-Selling-Potential vorhanden: Lasst uns also die geballte Marketingartillerie auf ihn abfeuern! Ich freue mich derweilen schon auf die Musterkoffer mit Schnullern, Windeln und Poposalben, die bald in mein Haus flattern werden! Zum Glück haben die Nachbarn letzte Woche tatsächlich ein Baby bekommen, denn ich wüsste nicht, wohin mit den Sachen! Meine "Babies" sind nämlich kleine Wurdemanni-Garnelen und die verlangen nach handfesterer Nahrung als immer nur diese proteinlosen Artemianauplien.

Zum zweiten Mal lese ich das Buch von April Kirkendoll "How to Raise & Train Your Peppermint Shrimp" und verinnerliche ihre Tipps und Anweisungen. Ernährt man Wurdemanni Larven mit frischgeschlüpften Artemianauplien, dann bringt man sie gut bis in die 3. Woche allerdings beginnen sie dann wegzusterben wie Fliegen auf der Fensterbank im Hello-Video von Adele und die wenigen überlebenden Tiere werden die finale Metamorphose nie antreten. Offenbar bekommen ihnen auf Dauer diese fetthaltigen aber aminosäurenarmen Artemianauplien nicht. Sie wollen richtig was zu beissen haben und da müssen entweder tote Ocellaris-Larven herhalten (Voni übt sich gerade in der Anwendung der von ihm entdeckten neuartigen Methode der Koedukation von Wurdemanni und Ocellaris-Larven in einem Kreisel) oder aber 5-10mm grosse Artemia Teenies. Artemia kann man zwar mit Bierhefe auf respektable Grösse hochpushen aber vom Nährwert her sind solche nur schnöde Mc Artemia Burger.

Nun kommt also das Rezept von April Kirkendoll ins Spiel: "I mix one teaspoon of baby food pureed sweet potatoes, and one teaspoon of baby food peas into one cup of water. I usually add a drop of liquid vitamin supplement, and often for good measure, I'll add a small amount of some fatty acid enrichment mixture such as Super Selco. Then I put it all in a small resealable bottle like the kind used for soda water and shake well." ("How to Raise and Train Your Peppermint Shrimp, Second Edition, A Hobbyist's Guide to Raising Saltwater Aquarium Shrimps From Egg to Adult, April Kirkendoll, Lysmata Publishing, 2009). Ich suche das Babynahrung-Gestell im Migros nach Kartoffeln und Erbsen ab, aber Schweizer Babies scheint weder das Eine noch das Andere für sich alleine zu munden. Das einzige was ich in der Art finde ist Kartoffel-Erbsen-Poulet-Purée aber so harten Tobak will ich den zahnlosen Artemia-Babies noch nicht zumuten. Das "Gemüse Allerlei" von Hipp scheint mir besser geeignet zu sein: Es hat zusätzlich auch noch Möhren und Rapsöl drin und ersteres sorgt für ein scharfes Zyklopenauge und letzteres gibt schöne Artemiahaut. (Ich habe mich auf der Fahrt nach Hause schon auf einen dieser kultigen "Hipp - Baby an Bord"-Kleber gefreut, aber da war keiner drin in der Flasche; schade, hätte mir so einen gerne auf den Kreiseltanks geklebt).

Nach dem Anrühren des Artemia-Baby-Breis verabreiche ich, aus Mangel an grossgewachsenen Artemien, eine Portion meinen Copepoden und gebe davon auch direkt in den Larvenkreisel zu den Wurdies (diese sind ein paar Stunden später, tatsächlich schön rot gefärbt, die Karotten zeigen also Wirkung).

Dann fahre ich von zu Hause wieder los, denn ich bin auf 20 Uhr zu Thomas nach Hettlingen eingeladen. Er hat sein Becken seit 1 Monat in Betrieb und das interessiert mich natürlich brennend. Vielleicht muss ich meine Ansichten zu Schnellstart von Becken und der Absenz von Lebendsteinen wirklich überdenken: Das Becken ist mit Real Reef Rocks eingerichtet mit wenig Lebendgestein und trotz der kurzen Standzeit, sieht es prächtig aus. Sind meine Ansichten tatsächlich überholt? Sind die heutigen Bakterienprodukte in der Tat so gut, dass sich Lebendsteine und eine Einfahrphase erübrigen? Ich bleibe nach wie vor kritisch und will erst noch mehr Becken sehen, auch nach längeren Zeitspannen, um mein (Vor)urteil zu revidieren. Technisch ist im Unterschrank alles tipptopp montiert, man merkt, dass Thomas vom Fach ist. Gib 2 Meerwasseraquarianern ein Becken, eine Flasche Wein und ein iPad und die Zeit vergeht wie im Fluge! Wie ich dann um 22:30 zu Hause ankomme, sind die Ersatzhalter für den Heizstab von Patrice fertig gedruckt und ich kann die Saugnapfhalter einkleben. Wahnsinn, was ich in den letzten 5 Stunden alles gemacht habe, ich glaube ich werde darüber mal ein Buch schreiben oder noch besser eines dieser neumodischen Blogs einrichten wo ich über meine kleinen täglichen Geschehnisse rund ums Aquarium berichten kann.

Es ist eine Weile her, seit ich das letzte Mal vor dem Regal mit Babynahrung gestanden bin


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Schuld ist April: Nicht der Monat, sondern April Kirkendoll


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Das Artemiafutter sollte eine Woche lang im Kühlschrank haltbar sein (wobei keine Garantie, dass es dann auch noch für Menschenbabies bekömmlich ist)


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Ehrlich gesagt bin ich mir nicht sicher, ob ich die Sauce meinem eigenen Baby verfüttern würde


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Zwischen Zubereitung von Babynahrung und dem Besuch bei Thomas konstruiere ich noch rasch einen Halter für Heizstäbe


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Das neue Becken von Thomas


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Die Hammerkoralle steht sehr gut


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Das Polypenbild ist erstaunlich für ein Becken, welches erst 2 Monate steht


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Krusties


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Ich bin kein Freund von Vortech-Pumpen, aber die neue Generation ist deutlich leiser als die alte


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Das Technikbecken ist vorbildlich aufgeräumt, die Elektrik und Elektronik vom Wasser getrennt; da findet auch ein gestandener Aquarianer nichts zu meckern


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